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Mit 110 Prozent Herz dabei
Christian van Hall kommt in die Hall of Fame
Gepostet am Freitag, 02.12.2022 in
Allgemein

Was macht ein Mitglied einer Vereins-Hall of Fame aus? Sind es nur Leistungen, Rekorde, Scores und Statistiken? Die Krefeld Ravens beantworten diese Frage klar mit „Nein“ oder zumindest mit „Nicht nur“. Mindestens ebenso wichtig sind Werte wie Loyalität, Einsatzbereitschaft, Herz, Wille, Teamspirit und Begeisterung für die Sache. Diese Eigenschaften sind es, die nun Christian „Shorty“ van Hall zum Ende seiner aktiven Karriere in die Ruhmeshalle bringen. Sicher, Shorty hatte auch auf dem Platz starke Auftritte speziell in den ersten beiden Jahren der Ravens-Geschichte. Unter dem Strich aber war er rein sportlich betrachtet von Beginn an der zweite Mann hinter Starter Glenn Holloway auf der Halfback-Position.

Um diese Rolle allerdings zu erfüllen, musste der Ballträger schon mannigfaltige Hindernisse überwinden. Mit einer Körpergröße von nur 1,63 Metern und einem Gewicht von lediglich 60 Kilogramm war er vom ersten Tag an nicht unbedingt ein Spieler, der für einen Fullback gehalten worden wäre, um es ganz vorsichtig zu sagen. In praktisch jedem Spiel war er der kleinste und leichteste Spieler auf dem Feld. Immer wieder fing er sich Hits ein, die ob des üblichen Gewichtsunterschieds allzu spektakulär wirkten. Shorty aber stand für gewöhnlich auf als sei nichts geschehen – auch wenn er sich Sekunden zuvor noch mehrfach überschlagen hatte, wie ein sprichwörtliches Karnickel, oder durch einen mächtigen Einschlag zwei, drei Meter zurückgeworfen wurde – ohne dabei den Ball zu verlieren, wie auch immer ihm das hier und da gelang. Wo andere Runningbacks ihre Physis nutzen, um Gegner zwei, drei Yards mitzuziehen, da war er darauf angewiesen, jedes noch so kleine Loch zu suchen und zu nutzen. Allzu oft gelang ihm das auch. Trotzdem, mit jeder Spielklasse wurden nicht nur die Gegner größer, die gegnerischen Abwehrschemata ausgefeilte und nicht zuletzt die Konkurrenten im eigenen Team durch Neuzugänge stärker. So wurde seine Spielzeit immer geringer, zumal auch er selbst einer der ältesten Spieler im Team war. Mit Ende 30 in einem „young man’s game“ wie Football konkurrenzfähig zu sein, ist für sich eine Überwindung von Hindernissen. In Kombination mit seiner Körpergröße sorgte das am Ende als logische Folge dafür, dass er immer weniger Snaps bekam. Er nahm das als sportlich gerechtfertigt hin, beschwerte sich nie, sondern gab stets alles, was er hatte, um den Coaches die Entscheidung, ihn rauszulassen, so schwer wie nur irgend möglich zu machen und für das Team da zu sein, wenn er gebraucht wurde. Auch dieses Verhalten zeigt es vor allem eins: Shorty besteht fast nur aus Herz. Ein Herz, das sich auch neben dem Feld immer zeigte und zeigt.


Shorty ist Offense Coordinator der U16 und bringt sich damit bereits in die Zukunft der Ravens ein. Wann immer rund um das Team jemand um Hilfe bittet, stets zählt er zu den Ersten, die sich melden. Er ist ein Krefeld Raven durch und durch und wird sich ohne Frage auch in den kommenden Jahren in die Organisation einbringen. Seinen Weg hier muss er aber noch finden. Nur zu treffend die Szene beim Kickoff-Meeting Anfang November. Nach der Präsentation wurden alle Spieler, alte, neue und interessierte, gebeten, sich bei den jeweiligen Unit-Coaches einzufinden. Auf der Runningback-Position waren vergleichsweise wenige Spieler anwesend. Shorty stand, relativ verloren, mitten im Raum und blickte mit einer Mischung aus Sehnsucht und Enttäuschung zu dieser kleinen Gruppe hinüber. Im Herzen noch Spieler im Kopf bereits Retired, fühlte er sich sichtbar unwohl in der Situation, nicht dafür sorgen zu können, dass „seine“ Positionsgruppe besser dasteht. Schließlich standen bei fast allen anderen Gruppen große Spielertrauben. Auch das zeigt am Ende sein Herz: Auch nach Karriereende will er sich einbringen und seine Runningbacks gut dastehen lassen. Das, also sein Team gut dastehen lassen, wird er künftig zunächst einmal in der Jugend. Aber ohne Frage wird sich auch rund um die Seniors eine Rolle für ihn finden: Den kleinen, auf den ersten Blick eher unscheinbaren, Mann mit dem riesengroßen Herz. Dieses bringt ihn nun sogar in die Ravens Hall of Fame. Wahrlich keine schlechte Karriere für einen, dem von der Statur her wohl kein Mensch zugetraut hätte, überhaupt Footballspieler zu werden und der schon bei seinem ersten Training eigentlich fast zu alt für diesen Sport war!